Matthias Amoser |
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Ansprache zum 1. August 2004 in Wila
von Matthias Amoser, Gemeinderat ![]() |
Prolog
Liebi Wilemerinne und Wilemer, liebi gescht Woni inere zitatsammlig nachem ene usschpruch gsuecht ha, wo chönnt zum erschte Augschte passe, si mir grad zwe schprüch ufgfalle. Dr eint isch vo dr Erika Mann und dä gooht so: Die Fremde ist herrlich, solange es eine Heimat gibt, die wartet. Dr ander isch vom Sören Kierkegaard, wo das ufgschribe het: Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben aber muss man es vorwärts. Jo, d'fiir vom erschte Augschte isch immer ä glägeheit zum
zruggluege, zum umeluege und zum füreluege.
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Rückblick
Fömer aa mit em zruggluege. Was het d'Schwyz geschter prägt? Me chönnt jetz i de Gschichtsbücher wüehle. Aber 's wort gschicht bedütet jo ou gschichte. D'gschicht beschtoht us de gschichte vo de lüt wo i dr Schwyz gläbt hei. Mis persönliche bild vo dr Schwyz i de letschte hundert joor, isch vo dene gschichte, wo mir mini bede grossvätter us ihrne läbe verzellt hei, prägt worde und die gschichte göö so: Die erschti gschicht handlet vo mene buuresohn wo imene grosse hof i dr nöchi vo Basel im johr 1903 uf d'wält cho isch. Är het mir vill vo siner Chindheit verzellt, vom chüehüete, vom schtreiche mache, vo dr poschtgutsche wo einisch im tag vorem hof ghalte het, und vom freiwillige stallputze am sunntigmorge. Nid dass är das bsunders gärn gmacht hätti, aber dr pfarrer het halt emol erklärt, dass die wo am sunntig müesse schaffe, nid au müesse i d'chile goh... Ei gschicht, wo nr öppe verzellt het und zwar so ydrücklich, dass i fasch z'gfühl ha i heig's sälber erläbt, isch die vom erschte Wältchrieg im Elsass. Vo de Jurahügel us, won är gläbt het, het är 's kanonedonnere und füürbrünscht vo de kämpf im noche elsass ghört und gseh - und är het ghofft, dass so öppis nie wird d'Schwyz beträffe. Als ältischte vo sine gschwüschterti, het är d möglichkeit gha, e gueti usbildig z'mache und isch denn lehrer worde. I siner schuelzyt het är inere theatergruppe d'houptrolle im Schtück "Willhelm Tell" gschpillt. Will är die rolle uswändig gleert het, het är spöter jederzyt es Schillerzytat chönne aabringe. So hätti är vermuetlich nid lang, wien ig nachemene Kierkegaard-zitat gsuecht, sondern spontan d'Stauffacherin rezitiert: Schau vor dich, Werner, und nicht hinter dich. Aber blibe mir doch no e momänt bim zruggluege - bi dere erschte gschicht. En schwirigi zyt für ihn und sini domals jungi familie isch d'aktivdienscht zyt vom zwöite wältchrieg gsi, won är - furt vo deheim - het müesse monatelang dienscht leischte. Niemer het gwüsst, wie lang dass das trauma no aaduret. Me het ou schtändig müesse befürchte, dass dėSchwyz i d'Chriegswirre verwicklet würdi. Doch gli het sich d'lag besseret. I de 60er johre het är denn dr lehrerbruef a nagel ghänkt und isch zur induschtrie i d'Schuefabrik Bally gwächslet, als "human ressource manager" - nei das wort hetės denn gar noni gää, sondern als "mitarbeiter im yschtellbüro". Är het arbeiterinne und arbeiter us ganz Europa zu öis gholt, dass si i dr fabrik gschaffe hei und so mitgholfe hei, dr materielle wohlschtand für d'Schwyz z'vergrössere. Aber au s'engagement für d'gmein isch ihm es aalige gsi und är het als gemeinderat sicher i mängere aschproch chönne usem Tell zitiere. Die zwöiti gschicht, vom andere grossvater, isch ganz andersch verloufe. Si foot scho chli früener a nämlich um 1889 und handlet vom ene bueb us soleturn, wo vill schicksalsschläg het müesse ischtecke. Är isch nonimol i dr schuel gsi, wo nr scho dr vater verlore het und denn elei mit der mueter und sine brüedere ufgwachsen isch. Und das inere zyt, wo's no kes öffentlichs sozialnetz und hinterlasseneversicherig gä het. Sini schwyzerischi mueter het sogar, will ihre verstorbnig maa Öschtricher gsi isch, bi dr hochzyt ihri schtaatsbürgerschaft verlore gah. Zum glück hei si bi familieaghörige und fründe a chly unterschtützig gfunde, aber für ne gueti usbildig hets trotz guete schuelzugnis nid glängt. Är het mir denn au nur weni und nur in bruchschtücki vo synner schwäre chindheit verzellt. Nach dr schuel het är au ke gäld gha füre ne leer z'mache und isch denn industriearbeiter worde. Mit mehrere vo syne chline monatslöhn het är die schwyzerischi schtaatsbürgerschaft, wo sini müeterliche vorfahre scho gha hei, wider müesse ykaufe. Aber d'zyt für dėinduschtriearbeiter isch schwyrig gsi, s'isch zyt gsi vom erschte wältchrieg und vom generalschtreik und är isch mit villne andere vo dr grosse arbeitslosigkeit betroffe gsi. Är het denn versuecht mit sälbschtändiger arbeit sich und syni familie über wasser z'halte. Aber au doderfür si d bedingige schlächt gsi. Bi dr grosse inflation i de 30er joor und mangelwirtschaft wäredem zwöite wältchrieg isch's schlächt z'gschäfte gsi. Aber trotzdäm oder ou villicht grad dorum het är sich für sini kollege wo's no schlächter gange isch ygsetzt und sich im dorf, woner gläbt, het als gmeindrat engagiert. E pension het är sich nit chönne zäme schpare und es isch es glück für ihn gsi, dass d'AHV mittlerwile igfüert worden isch und är im alter vo dere minimale unterschtützig het chönne läbe. Die gschichte si ganz unterschiedlich und es het sicher no vil ähnlichi
oder no schpezielleri gschichte gä. Und alli die gschichte i ihrer
villfalt hei d'Schwyz usgmacht. Obwohl die bede gschichte ganz unterschidlich
verloufe si, hei si ou vil gmeinsams. Zum bischpil 's zämeschtoo zu
zyte wenn dėSchwyz vo usse bedroht gsi isch. Und ou s'yschtoo für
dėgmeinschaft. Zum glück het sich aber ou einiges veränderet
sit dene zyte. S'het zwar immer vil zyt brucht, bis die änderige ygfüehrt
worde si. Hüt cha me sich nümme vorschtelle, dass öpper
die Schwyzerischi schtaatsbürgerschaft chönnt verlüüre.
Im gägeteil mir schtimme gli drüber ab, öb nid au lüt
wo do gebore, ufgwachse und i d'schuel gange si sölle Schwyzer wärde.
Aber ou e Schwyz ohni AHV und öffentlichi fürsorg isch hüt
nümm dänkbar.
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Rundblick
So vill zum zruggluege. S'zitat vo dr Erika Mann redet vom umeluege. Die Fremde ist herrlich, solange es eine Heimat gibt, die wartet. Die meischte vo öis könne s'gfüül vo dr herrliche frömdi. Vo ferie under dr südliche sunne am meer oder i dr einsamkeit vom chüelere norde. Doch wäm goht's nid au so, nachere längere zyt im flachland foot me d'schtrukture vo nere hügellandschaft a z'vermisse. D'faszination vo dr frömdi erläb i au bi gschäftskontäkt in andere kulturkreise i dere wält, wo zwar dėdischtanze immer nöcher zämerücke - aber sich d'kulture zum glück immer no unterscheide. Im färne oschte isch viles weniger reglementiert, d'möglichkeite zum gschäfte schyne keni gränze z'ha. Aber dört z'bliibe, i eine vo dene Grossschtädt, wo i de letschte 30 johr mit enere eitönige architektur us em bode gschtamft worde isch, chönnt i mir glich nid vorschtelle. Es fählt mir wider d'abwächslig vo de bekannte dörfer und natur landschafte. Z Korea hani gesee, wie ganzi hügel und chlineri bärge buechschtäblich abtreit wärde, will e schtadt oder es induschtriegebiet söll wachse. Das gäb i der Schwyz e z'grosse protescht. Und weme bimene feine exotischen ässe über politischi theme foot a rede und dr gaschtgäber us em frömde land nur lakonisch seit, die theme beschäftige si nid, will i ihrem land nur d'politiker uf d'politik chönne yfluss näh, wird's eim wieder bewusst, was öisi demokratie für möglichkeite bietet. Will scho öisi grosseltere immer e heimet gha het, wo uf si gwartet
het, chönne mir öis chum me vorschtelle wie s'für die lüt
isch, wo überall uf dr wält frömd si, will iri alti heimet
nüm wartet. Sigs will si vomene chrieg zerschtört worde isch
oder will frömdi lüt imarschiert si und alli fründe vertribe
hei - oder will mangel und not herrscht, dass me nümme willkomme deheim
isch. D'Schwyz het dorum scho immer wieder für settigi notlydendi
lüt a nöii ersatzheimet chönne wärde.
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Ausblick
Und jetz no dr blick nach vore. Losemr no einisch em Kierkegaard zu: Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben aber muss man es vorwärts. Das isch liechter gseit als gmacht. Vorwärtsläbe, vorwärtsluege, das brucht wytsicht, das brucht planig. Aber es brucht au usenandersetztig. I öisere demokratie wärde zuekunfts froge immer wieder nöi gschtellt und diskutiert. Veränderige si möglich, und es duret meischtens syni zyt, bis si ygfüert wärde. Grad wäge dr diskussion und dr usenandersetzig mit dene theme. Es git lüt, wo vom ene reformschtau rede. Sicher cha me einigi ablöif no verbessere, aber isch dr raschi wandel überhoupt aazschtrebe? Im Änglische syschtem isch zum bischpil a schnälle wandel möglich. Chuum isch d'"labour party" am rueder wird verschtaatlicht und chöme d'"tories" wider, wird privatisiert. Isch d'regierig mol gwählt, hei d'lüt hei kei möglichkeit me zum ygryffe. Es droht kes referändum, und wenn es gsetz dert mol gschaffe worde isch, wird's au ygfüert, - zumindischt bis zur nöchschte regierigsneubildig. Mini gröschti sorg für d'Schwyz vo morn isch die, dass sich immer weniger lüt am mitmache interessiere. Öises syschtem funktioniert nur wenn sich würklich au en grosse teil beteiliget - wenn das nümme zuetrifft, unterscheided sichs chum me vo dene Länder, wo sowieso nur wenig lüt öppis z's'säge hei. D'demokratie funktioniert au nur, wenn dėmeinige ustuscht wärde, wenn zueglost wird, wenn lösige gsuecht wärde und me zwüschedure au mal muess verlüre chönne - aber si funktioniert nümm, wenn alli nur no ihri schtandpünkt verteidige. D'demokratie isch wienes guet won e investition brucht. D'inveschtition isch zyt. D'zyt wos brucht für ne entscheid, aber au d'zyt wo villi lüt ufwände um hüt d'Schwyz vo morn z'gschtalte. Mache sie au mit! In Wila si no "schtellen" offen, zur zyt i de schulpflege und i der fürsorg. D'demokratie im dorf läbt aber au vo ihrem bsuech vo dr gmeinsversammlig - und zwar au denn, wennės nicht grad um d Stross vor dr eigene Huustür goot. Si läbt vo de vereine wo zum bischpil so ne erscht Auguschtfiir organisiere. Nid as üs so goot wie z'Trüllike wo dr gmeindrat vergässe het dėvereine azfroge... Dorum danki allne, wo sich im dorf für's dorf ysetze. Und speziell danken ich am verkehrsverein wo mit sym engagement die hütigi fiir ermöglicht. Zum schluss möchte i nö öpperem gratuliere - und zwar
dr Schwyz zu ihrem geburtstag. Ich wünsche ihre, dass mir nid nur
zrugg luege, sondern dass mir dr muet hei s'läbe vorwärts z'läbe.
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Letzte Änderung 01.08.2004 © Matthias Amoser, matthias@amoser.ch